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Post Covid Gedanken

Trotz Lockdown und Jahrhundert Rezession scheint der grosse Crash auszubleiben. Die Unsicherheit ist gross und für Anleger stellen sich viele entscheidende Fragen.

 

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In den vergangenen Monaten habe ich mich mit längeren Beiträgen stark zurückgehalten. Dies war zu einem gewissen Anteil sicherlich der Hektik der Ereignisse rund um die Pandemie geschuldet. Die Volatilität an den Märkten war gross und viele Leute haben in kurzer Zeit viel Geld verloren. Wenn sie glücklich waren und nicht bei den Tiefstständen verkauft haben, haben sie dieses zu einem Grossteil auch rasch wieder zurückgewonnen. Unsere Kunden und wir können uns gottseidank zu den Glücklicheren zählen. Die Verluste während des Crashs waren vernachlässigbar und die Gewinne seit März angemessen. Es war also eine sehr gut investierte Zeit.

Der zweite Grund für die Zurückhaltung lag aber auch am Mangel der Themen. Will man wirklich ebenfalls täglich die neuen Covid-Fallzahlen bearbeiten? Oder im Wochentakt bedauern, dass zwar die Wirtschaft schlecht läuft aber die Notenbanken wie blöd Geld drucken und man sich dann darüber enerviert, dass deshalb auch jeder noch so wertlose Vermögenswert im Preis steigt. Und ach ja, haben Sie schon Gold gekauft? Same story, different day.

Ein dritter Grund ist der grossen Unsicherheit des gegenwärtigen Umfelds und der Ungewissheit der nahen Zukunft geschuldet. Klar, an der Börse ist man immer damit konfrontiert. Das ist Teil des Geschäfts. Nur hat sich für uns das Bild post Corona viel weniger klar gezeigt, als dies in den Jahren zuvor der Fall war. Viele frühere Prognosen haben sich bewahrheitet (Wirtschaft schwächt sich ab, Gold steigt), lassen noch auf sich warten (Uran Bullenmarkt) oder haben sich als falsch herausgestellt (Tesla ist nicht pleite, sondern der wertvollste! Autokonzern der Welt).

Aber wie soll man einigermassen vernünftige Prognosen in einer Welt treffen, die von immer neuen „historischen“ und noch „nie dagewesenen“ Ereignissen dermassen stark dominiert wird?

In einer solchen Situation gilt es, sich zunächst einen möglichst genauen und umfangreichen Überblick über die wirtschaftliche und politische Sachlage zu gewinnen. Dazu zählt nicht nur das Hier und Jetzt. Man darf sich nicht von kurzlebigen News und den aktuellen Fallzahlen ablenken lassen. Diese sind völlig irrelevant. Viel wichtiger ist es, sich intensiv mit den übergelagerten und dominierenden Treibern sowie der Historie und damit mit ähnlichen und vergleichbaren Situationen auseinander zu setzen. Der historische Kontext und die übergeordnete Sichtweise aus einer makro-perspektive sind entscheidend.

Was soll ich sonst mit einer Arbeitslosenquote von 10% anfangen? Was macht es schon, dass die Wirtschaft um ein paar Prozentpunkte tiefer liegt? Was bedeutet es schon, dass die Zinsen bei 0 oder darunter liegen und eine Notenbank Schuldpapiere von Unternehmen oder bankrotten Staaten aufkauft? Was bezweckt sie damit? Oder wenn Staaten wie die USA Defizite anhäufen, wie dies normalerweise nur in Kriegszeiten der Fall ist? Das alles sind doch nur Zahlen, die für viele Menschen nur schwer verständlich und in ihrer Grössenordnung noch viel schwieriger einzuordnen sind. Was ist schon eine Milliarde, wenn es bereits um Billionen geht?

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Quelle: ML

Wie soll man das ganze Geschehen einordnen? Verfügt man nicht über den Blick für das grosse Ganze, dann ist man in der Welt der Superlativen und der beispiellosen Ereignisse heillos überfordert. Man nimmt die Dinge so hin wie sie sind und hofft, dass alles irgendwie doch gut kommt. Realitätsverweigerung ist hier das Stichwort.

Geht eine Firma wirklich nur deshalb nicht pleite, weil die Notenbank (Fed) ihre Schuldverschreibungen aufkauft? Oder weil das Unternehmen (Deutschland) die faktische Insolvenz einfach nicht anmelden muss? Kann sein. Glaube ich aber nicht. Denn irgendwie muss das Unternehmen ja trotzdem die Cash-Flows erwirtschaften können, um die Zinsen und den Kredit zurückzuzahlen. Oder kann das Unternehmen einfach ewig neue und noch höhere Schulden aufnehmen, um bestehenden Verpflichtungen nachzukommen? Kann sein. Glaube ich aber nicht.

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Ist es Nachhaltig, wenn während einer Rezession die rekordhohen Unternehmensschulden nicht abgebaut werden (wie dies normalerweise der Fall wäre), sondern ganz im Gegenteil, nochmals eine Schippe draufgelegt wird? Kann sein. Glaube ich aber nicht.

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Quelle: Hedgeye

Oder macht es Sinn, wenn bei einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 10% und einer Verdreifachung der Arbeitslosenquote gleichzeitig das verfügbare Einkommen (USA) um 15% ansteigt, weil einem der Staat mit freundlicher Unterstützung der Notenbank grosszügig einen Scheck ausstellt? Wenn das alles keine Rolle spielt, sollte dann der Staat nicht auch gleich meine Steuern bezahlen? Kann sein. Glaube ich aber nicht.

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Wo soll das alles hinführen?

Befinden wir uns wirklich bereits in der Anfangsphase einer nachhaltigen Erholung, wie dies die Mehrheit an der Wall Street mittlerweile zu glauben scheint? Kann sein. Glaube ich aber nicht.

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Und falls doch, so wird die Erholung noch träger, das Trendwachstum aufgrund der noch höheren Verschuldung und der durch die Zombifizierung der Unternehmen tieferen Produktivität noch langsamer sein als dies bereits im Nachgang der letzten Rezession der Fall war.

Die Realität, wie auch immer diese sich im Auge des Betrachters darstellt, kann nicht ewig ignoriert werden. Alles hat seine Konsequenzen. Dazu fällt mir ein Zitat der libertären Philosophin Ayn Rand ein: „Man kann zwar die Realität ignorieren, aber nicht die Folgen davon ignorieren.“

Die ökonomische Gravitation kann durch einen Federstrich der (Notenbank)Politik nicht einfach ausgehebelt werden. Sie kann höchstens verzögert und verlagert werden. Das bedeutet Vergemeinschaftung. Von den Staaten zum „Bundes“staat (Europa) oder vom Bürger und vom Unternehmen zum Bundesstaat (USA). Am Ende sammeln sich aber alle Ansprüche und Verpflichtung an der Spitze an und können nicht weiter nach oben verschoben werden. Dann ist Ende Gelände sozusagen.

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Die Unsicherheit und Ungewissheit ist heute so gross wie nie. Vielleicht können wir den Zahltag nochmals ein paar Jahre hinausschieben. Vielleicht aber auch nicht. Ich wage hier keine Prognose.

Es bestehen daher viele entscheidende Fragen, die ich mir heute stelle und die vielleicht auch für andere Anleger eine ähnliche Relevanz haben.

Wie kann ich mein Portfolio für jedes erdenkliche und vor allem nicht-erdenkliche Szenario am besten positionieren? Welche Assetklassen gilt es wann und in welcher Gewichtung zu wählen? Wie kann ich mich gegen extreme und nicht antizipierbare Ereignisse (Left Tail Events, Schwarze Schwäne) schützen? Will ich wirklich Anleihen, ob nun von Unternehmen oder Staaten, halten? Habe ich genügend Gold? Und zu guter Letzt, habe ich genügend guten Whiskey oder Rotwein, um im Fall der Fälle das ganze Desaster auch mental ertragen zu können?

Auf diese Fragen sollte man unbedingt ein paar passende Antworten parat haben.

Es grüsst Sie herzlich

 

 

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