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Tesla: der letzte Akt

Elon Musk mag die Anlegergemeinde mit seinen lächerlichen Versprechungen nicht mehr zu begeistern. Das Geschäft harzt, die Aktie kollabiert, die Ausfallwahrscheinlichkeit steigt.

 

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In meinem ersten Beitrag zu Tesla vom 19. November 2017 hatte ich dargelegt, dass die ambitionierten Zukunftsversprechen des Firmengründers und CEO, Elon Musk, nur schwer zu erfüllen seien, die Aktien vergleichsweise übertrieben hoch Bewertet sind und das Absturzrisiko daher umso grösser ist. Seither ist viel, sehr viel, passiert und es würde den Rahmen des Newsletters bei weitem sprengen, hier auf alle Einzelheiten und Eskapaden von Musk einzugehen.

Deshalb hier kurz der Ablauf, was bisher geschah: die Produktion des massentauglichen Model 3 kam nicht wie gewünscht voran und es wurden insbesondere im letzten Quartal 2018 diejenigen Ausführungen verkauft, die die höchsten Margen aufwiesen. Deshalb und mit Hilfe kreativer Buchführung, wies das Unternehmen in den letzten beiden Quartalen des Jahres 2018 jeweils einen Gewinn aus (312 Millionen USD in Q3 und 139 Millionen USD in Q4) und der Aktienkurs konnte sich in einer Range von 250 bis 380 USD halten.

Im ersten Quartal 2019 vermochte Tesla jedoch nicht so viele Autos zu verkaufen, wie es produzierte und gleichzeitig brach der Absatz bei den älteren Modellen S und X aufgrund von Kannibalisierungseffekten und der zunehmenden Konkurrenz ein. Tesla verkaufte im ersten Quartal 31% weniger Autos als im Quartal zuvor, was einen erneuten Quartalsverlust von über 700 Millionen USD zur Folge hatte.

Unterstützt von der allgemeinen Schwäche an den Aktienmärkten im Dezember 2018 wurde auch der Kurs von Tesla stark in Mitleidenschaft gezogen. Die Aktie konnte sich im Gegensatz zum Gesamtmarkt seither jedoch nicht wieder erholen und ist regelrecht abgestürzt. Die Aktie verlor binnen vier Monaten die Hälfte ihres Wertes und notiert heute bei rund 190 USD:

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Tesla verbrannte im ersten Quartal 2019 40% seiner Cashreserven, die von 3.7 Milliarden USD auf nur noch 2.2 Milliarden USD abschmolzen. Demgegenüber stand ein Schuldenberg langfristiger Verbindlichkeiten von rund 10 Milliarden USD und kurzfristige Verbindlichkeiten von stolzen 5.5. Milliarden USD (übrigens der gleiche Wert wie Ende 2018. Was für ein Zufall!)

Tesla benötigte also dringend Geld, solange dies der Aktienkurs überhaupt noch möglich machte. Die Preise seiner bestehenden Anleihen waren aufgrund des schlechten Geschäftsganges bereits im Jahr 2018 im Sinkflug, was eine Refinanzierung immer teurer machen würde. Anfang Mai dann schaffte es Tesla auf dem Kapitalmarkt 2.65 Milliarden USD aufzunehmen. Hierfür beschaffte es sich zum einen frisches Eigenkapital von 750 Millionen USD, das durch die Emission neuer Aktien, die zu einem Preis von USD 243 pro Aktie herausgegeben wurden (zur Erinnerung: der Preis steht heute bei USD 190.) Die restlichen 1.8 Milliarden USD wurden über eine Wandelanleihe beschafft, die in Aktien zu einem Preis von 310 USD umgetauscht werden kann. Dadurch wurde ein tiefer Coupon von nur 2% ermöglicht. Rechnet man aber den Wert der Wandeloption heraus, kommt man auf eine Verzinsung von 8.5%. Also ein Zinssatz, der normalerweise für Schrottanleihen von sehr schlechter Bonität verlangt wird.

Trotz der erfolgreichen Kapitalaufnahme, die ich so vor einem Jahr nicht für möglich gehalten hätte, sind die Prämien für Kreditausfallversicherungen (so genannte CDS-Spreads) seither weiter nach oben geschossen. Der Markt preist heute eine Ausfallwahrscheinlichkeit (weisse Linie) und somit einen Konkurs von Tesla von über 50% ein.

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Zu den firmenspezifischen Schwierigkeiten kommen nun auch noch makroökonomische Herausforderungen auf Tesla zu. Der Absatz von Automobilien in den USA scheint seinen Höhepunkt bereits überschritten zu haben und die Ausfallraten für Autokredite sind bereits im Steigen begriffen. In Europa waren die Autoverkäufe bereits im Jahr 2018 negativ während sie in China seit Anfang Jahr regelrecht eingebrochen sind. Die Autobauer haben darauf bereits reagiert und nachdem zunächst nur die Arbeitszeiten gekürzt wurden, sind nun die ersten Entlassungswellen im Gange.

Der für Tesla aber wichtigste Faktor, der gegen eine positive Entwicklung spricht, ist der Firmengründer selbst. Elon Musk ist in der Vergangenheit nicht nur durch überambitiöse Versprechungen aufgefallen, sondern auch durch Entgleisungen und kriminelles Handeln, dass jeden normalen CEO sofort den Job gekostet hätte. Dies konnte er sich aber leisten, da es sich hier um eine überaus schillernde „Führungsfigur“ handelt, die sich selbst als Visionär und Neugestalter nicht nur einer ganzen Industrie, sondern einer umweltfreundlichen und grünen Welt sieht.

Dieser Elon-Kult ermöglichte es ihm in der Vergangenheit, den Aktienkurs mit allen auch noch so lächerlich anmutenden Ankündigungen zu stützen und die Anleger bei Laune zu halten. Als Elon Musk jedoch nur wenige Tage vor der Bekanntgabe der desaströsen Quartalszahlen versuchte, mit einem kurzfristig einberufenen Investor Day den absehbaren Kurseinbruch zu vereiteln, schoss der CEO sogar für seine Verhältnisse weit über das Ziel hinaus. Er versprach (das ist wirklich passiert), dass seine Autos binnen nur eines Jahres über einen vollautonomen

Autopiloten verfügen würden, welcher es den Besitzern ermöglichen würde, ihr Auto quasi über Nacht als selbstfahrende Taxis zu betreiben und ihnen damit zu einem schönen Zusatzeinkommen zu verhelfen. Dies würde dann dazu führen, dass ein Tesla nicht wie normale Autos einen vor allem zu Beginn starken Wertverlust erleiden, sondern sogar im Wert auf bis zu 250‘000 USD steigen würden! Diesen fantastischen Unsinn muss man sich wirklich auf der Zunge zergehen lassen und auch die Anlegergemeinde (bis auf wenige Unbelehrbare) schenkte dem keine Beachtung mehr und schickte die Aktie stattdessen auf Talfahrt.

Das Narrativ des genialen Unternehmers und Visionärs, das den Aktienkurs so lange zu tragen vermochte ist meiner Meinung nach endgültig gebrochen. Den hohen Schulden steht zudem ein viel zu geringes Ertragspotential gegenüber. Gleichzeitig wird der Konkurrenzdruck von Monat zu Monat höher während der Automobilindustrie insgesamt schwierigen Zeiten bevorstehen. Meine Shortposition werde ich deshalb weiter halten und bei gegebener Zeit ausbauen.

Es grüsst Sie herzlich

 

 

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